Mittwoch, 3. Februar 2010

Vom Leben der St. Petersburger...

Nach einem chilligen (Papa, hoffe du hast nicht vergessen, was das heißt ;) ) Wochenende war der Anflug einer Grippe nach viel Schlaf und Nichtstun wieder auskuriert.

Für Montagabend hatte mich Anna (meine Ansprechpartnerin hier, die mich ja bereits vom Flughafen abgeholt hat und mir bei meinen ersten Schritten in St. Petersburg hilfreich zur Seite stand) zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. Es gab Borsch (борщ), eine typische russische Suppe aus roter Beete, Möhren, Kartoffeln, Tomaten und Rindfleisch und und und... Außerdem gibt man einen guten Löffel Schmand (сметана) zu jedem Teller. Schmand ist ein fester Bestandteil der russischen Küche. Die Suppe war wirklich hervorragend!!!




Die meisten St. Petersburger leben in Hochhäusern am Rande der Stadt. Diese Wohnblocks umfassen unzählige Wohnungen, es war schwer auch nur annähernd einzuschätzen, wie viele Leute dort wohnen. Viele der Hochhäuser sind unglaublich alt, grau und herabgekommen. Umso überraschter war ich, als ich die schöne Wohnung von Annas Familie betrat. Alles war modern, moderne Möbel und eine neu aussehende Küche. Es war alles ein wenig beengt, so ist zum Beispiel das Wohnzimmer eher das "Kinderzimmer" für Annas Bruder. Ein Wohnzimmer, wie wir es kennen, gibt es nicht. Anna und ihre Familie luden mich ein, über Nacht bei ihnen zu bleiben. Der Vater war auf Geschäftsreise, sodass ich in Annas Zimmer schlafen könne, die sich so wiederum ins Schlafzimmer zu ihrer Mama legen würde. Zuerst lehnte ich ab, ich wollte ja nicht gleich ihre tolle Gastfreundschaft voll in Anspruch nehmen. Doch dann wurde es immer später, es war ein so nettes Beisammensein und zudem lud Annas Mama uns für den nächsten Morgen ein, sie auf ihrer neuen Arbeit zu besuchen, dass ich doch für eine Nacht in einer richtigen russischen Wohnung in einer richtigen russischen Familie blieb.

Nach einer kurzen Nacht machten Anna und ich uns also auf dem Weg zu dem Kindergarten, in dem ihre Mama arbeitet. Ich muss euch ehrlich sagen: jedes Kind sollte einen solchen Kindergarten besuchen!!! Da in dem Wohngebiet momentan lauter neue Hochhäuser gebaut werden, war auch der Kindergarten komplett neu. In 12 Gruppen werden dort jeden Tag, von 7-19h insgesamt rund 220 Kinder (2-7 Jahre alt) betreut. Jeden Tag bekommen sie dort Frühstück, Mittagessen, Zwischenmahlzeiten und Abendessen. Dafür zahlen die Eltern ca. 15€ im Monat. In russischen Kindergärten ist es außerdem normal, dass die Kinder ein Mittagsschläfchen machen (abhängig vom Alter zwischen zwei und drei Stunden). So hat jede Gruppe ihren eigenen Schlafsaal mit ca. 20 kleinen Bettchen. Alles war sehr liebevoll eingerichtet!!! Außerdem gibt es in jedem Kindergarten einen kleinen Turnsaal und einen Musiksaal zum Singen und Musizieren.

Dieser Kindergarten bietet allerdings noch viel mehr:
• einen Mini-Swimmingpool
• einen kleinen Raum (dessen Wände komplett mit Salz ausgestattet waren und in dem eine Musikanlage eingebaut war) in dem sich erkältete Kinder bei ruhiger Musik auskurieren, entspannen und erholen könne
• einen unglaublich großen Spielplatz mit vielen Spielgeräten
• einen Malraum
• einen Gymnastikraum mit Mini-Laufbändern, Mini-Steppern, einem Bällchenbad... und und und

Oh man, ihr hört schon, ich bin vollkommen hin und weg von dem Kindergarten. Ein Kind, das da nicht hingehen möchte, kann ich mir nicht vorstellen.
Der Anblick von den vielen Kindern, die mit ihren roten Wangen gerade aus der frischen Luft vom Spielen hereinkamen und hungrig auf ihr Essen warteten oder die 2-Jährigen, die uns verschlafen mit ihren großen Augen angeschaut haben, als wir einen Blick in ihren Spielraum geworfen haben, war einfach toll! So viele fröhliche Gesichter :)

Zum Abschied luden Anna und ihre Familie mich dann gleich wieder für einen weiteren „russischen Abend“ ein, an dem sie mir zeigen wollen, wie man Sirniki (Сырники) kocht. Siriniki sind Quark-Hüttenkäse-Pfannkuchen und in einer Art russischem Fast-Food-Restaurant haben sie schon gut geschmeckt. Ich vermute sehr stark, dass sie selbstgemacht allerdings noch um einiges besser sind!!!

Gestern Nachmittag ging es dann mit Amy zum IKEA-Shopping-Center, wo ich mir „russische Winterstiefel“ kaufte, sprich "Highheel-boots". Darauf zu gehen ist unter normalen Umständen schon nicht leicht, das ganze im Schnee war dann die Herausforderung des heutigen Tages. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Tag überstanden habe (v.a. ohne im Schnee auszurutschen) aber immerhin sitze ich gerade gesund und munter an meinem Schreibtisch.

Außerdem ist heute meine Zimmernachbarin angekommen. Sie ist aus Finnland und scheint sehr nett zu sein!!! Bin schon gespannt, wie die nächsten Tage werden, vor allem die nächste Woche, in der wir die ersten Vorlesungen und Professoren kennenlernen.

In diesem Sinne wünsche ich euch aus der Ferne noch einen schönen und ruhigen Abend und zwei letzte angenehme Wochentage, bevor das Wochenende auch schon wieder vor der Türe steht :) !!! Bis ganz bald meine Lieben!!!

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